Posted by on 27. Juli 2018

Nachdem sich beim Digicamp 2018 vier Tage lang mit Themen rund um Digitalisierung beschäftigt wurde, stand heute eine Zukunftswerkstatt zum Thema an. In dieser besprachen die Teilnehmer*innen des Camps ihre Ideen mit Zuständigen, stellten Forderungen und schmiedeten allerlei Pläne. Um gemeinsam etwas zu bewegen, wurden einige Politiker*innen, Ministeriumsbeamte, sowie Mitarbeiter*innen der Investitionsbank eingeladen. Mit dabei waren: Dorothea Frederking (GRÜNE), Birgit Grünthal (Investitionsbank), Nadine Staats (Investitionsbank), Heinz-Josef Sprengkamp (FDP), Ines Cieslok (Ministerium), Kerstin Schwiering (Ministerium) und Kristin Heiss (LINKE).

Kritikphase – Dampf ablassen

Die Zukunfswerkstatt begann mit der Kritikphase. Hierbei sollten die Teilnehmer*innen noch einmal alles zusammentragen, was sie in Sachen Digitalisierung stört. Dafür wurden zwei Gruppen gebildet und mit Papier und Stiften ausgestattet. Die erste Gruppe ärgerte sich viel über das schlecht ausgebaute Netz in Deutschland und die wenigen öffentlichen Wlan-Hotspots. Zusätzlich wurde einiges erwähnt, was im Laufe der Woche immer mal wieder aufgekommen war: Die Herkunft von Rohstoffen für technische Geräte werde häufig nicht hinterfragt beziehungsweise ignoriert, der Umgang mit Medien kaum reflektiert und das Potenzial des Smartphones nicht ausgereizt. Außerdem leben zu viele nur in ihrer Filterblase, verbreiten Fake News und beschäftigen sich zu wenig mit Datenschutz.

In der anderen Gruppe wurde das Gebiet der Digitalisierung weiträumiger gefasst, sodass auch die voranschreitende Technologisierung, sowie das allgemeine Gesellschaftssystem kritisiert wurden. Im Mittelpunkt standen dabei eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, der freie Zugang zu Informationen und Wissen, sowie einer Rückbesinnung auf technologieärmere Arbeitsweisen und der damit einhergehenden Annäherung an die Natur.

Utopiephase – Kritik wird umgedreht

Blockphone, Komplimentefilter und schwebende Anbauflächen: Mit kuriosen Ideen startete die Utopiephase, in der nun Lösungsmöglichkeiten formuliert wurden. Diese Lösungen wurden ungeachtet von Grenzen des Geldes, der politischen Macht oder Physik formuliert. Dabei kamen kleinere Ideen, wie die Ermöglichung von „DIY-Spaces“, mit gesellschaftsumstürzenden Utopien zusammen. Abschaffung von Nationalstaaten und langweiligen „9 to 5“ Jobs, eine generelle FKK-Erlaubnis, sowie die Teleportation von Gütern sind nur einige davon.

Gruppe zwei zeichnete einen konkreteren Plan. In einem sehr detaillierten Schaubild, wurde eine phantastische mobile Zukunft dargestellt: Magnetbahnen, Transportkapseln, E-Busse, Fahrrad-Sharing – dies sind nur einige Ideen der Utopiekonstruktion.

Realisierungsphase – Phantasie wird lebendig

Für diese letzte Phase wurden die drei zentralsten Punkte herausgepickt, und konkrete Forderungen formuliert. Um gemeinsam über eine mögliche Verwirklichung nachzudenken, diskutierten die Teilnehmer*innen mit den eingeladenen Politiker*innen und Ministeriumsmitarbeiter*innen in Kleingruppen ihre Forderungen. Zwar schweiften die Gespräche manchmal ab, sodass beispielsweise im Themenbereich Nachhaltigkeit auch über politische Partizipation heiß diskutiert wurde, jedoch konnten trotzdem konkrete Handlungsanweisungen abgeleitet werden.

In der ersten Präsentation kam das Thema öffentlicher Nahverkehr zu tragen, hierbei wurde die Forderung nach besser verfügbarem W-LAN an Haltestellen und in Bussen, mit einer Kontaktaufnahme zur Initiative Freifunk beantwortet. Und die Forderung nach einem kostenlosen Personennahverkehr mit einer solidarischen Gebühr.

Von der darauffolgenden Nachhaltigkeitsgruppe wurden ebenfalls zahlreiche Pläne ausgearbeitet: Die Förderung der Errichtung von DIY-Spaces, um technische Geräte zu reparieren, eine bessere Produktkennzeichnung, auch mit den Ursprüngen und Arbeitsbedingungen hinter technischen Produkten, sowie der Förderung nachhaltiger Projekte und Unternehmen.

In der letzten Gruppe ging es um das Thema „Wissensmanagement durch/mit Medien“, wobei die Vermittlung von digitalen Inhalten, insbesondere an Schulen, im Mittelpunkt stand. Sensibilisierung für digitale Themen, die Forderung nach einer „digitalen Aufklärung“, Förderung von freier – insbesondere Open Source – Software im Bereich der Bildung, sowie eine verbesserte Schulung der Lehrenden selbst. Neben neuen Ideen tauschten sich die Beteiligten auch über bereits bestehende Angebote aus und planten, wie diese bekannter gemacht werden könnten.

Damit das Besprochene nicht in Vergessenheit geraten kann, handelten die Anwesenden für die Erledigung einiger Arbeitsschritte feste Termine aus, trafen Vereinbarungen und tauschten Kontaktdaten aus.

Wir fragten im Nachgang an die Veranstaltung einige Gäste nach ihrer Meinung zum Digicamp 2018. Kristin Heiss war „positiv überrascht, insbesondere von der Diskussionsfreudigkeit“. Sie merkte an, dass sich die Ansichten von Politik, Verwaltung und Jugend doch sehr ähneln, es jedoch an der Umsetzung mangele. Auch Kerstin Schwiering war von dem Engagement begeistert und freute sich darüber, dass ihr die praktische Lebenswelt der Jugendlichen näher gebracht wurde, von der ein Ministerium doch manchmal sehr weit entfernt sei.

von Jonas Leonhardt und Paula Götze

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